Es war einmal…ein junges Mädchen am Anfang des 2.Weltkrieges.Sie hiess Elfriede, wohnte in Mannheim und war bei einer ungeliebten Firma als Bürohilfe beschäftigt.

Ihre Mutter Johanne war eine streitbare Frau, die gern den Passanten von ihrem Wohnzimmerfenster aus erzählte, was die Nazis schon wieder verbrochen hatten, denn sie hörte die verbotenen Feindsender auf Englisch und Französisch. Das konnte sie, weil ihr Mann als Elektromeister und gelernter Radiotechniker einen Empfänger gebastelt hatte. Manchmal versteckte sie auch gefährdete Leute und gefährdete damit sich und ihre Familie. Wie gut, dass der Blockwart ein alter Freund der Familie war.Wenn eine Razzia kam, gab er Vorwarnung, und es wurde nie jemand erwischt.

Wie ich ihn bekam, das wissen Sie ja nun, aber!… Ich musste ihn ja auch tragen. Und das war manchmal nicht so ganz einfach, denn in Deutschland klang er damals reichlich exotisch.

Heutzutage ist man in dieser Beziehung natürlich Einiges gewöhnt, aber in der Generation der Inges, Heides und Monikas, hat man sozusagen nach einer phonetischen Gedächtnisstütze gesucht. Was lag da näher als “die Kotelett”?

Was hab ich mich darüber gekränkt! Die Hänselei hat in der Verwandtschaft angefangen, als ich etwa drei war. Sie ging im Kindergarten weiter, und hörte in der Schule nicht auf. Erst im Studium wurde es besser. Na ja, ich hab’s überlebt, wie Sie sehen, und schliesslich und endlich hat sich der zuerst so verhasste Name als ein Vorteil erwiesen. Warum? Denken Sie mal scharf nach: Ich hab schliesslich einen Franzosen geheiratet! Aber das ist natürlich wieder ein Kapitel, oder sagen wir lieber ein Fortsetzungsroman, für sich…

… ich habe sie nie gekannt, denn sie starb zwei Jahre vor meiner Geburt. Deshalb will ich heute einmal aufschreiben, was ich seit meiner Kindheit über sie erfahren habe.

Meine Groβmutter mütterlicherseits, Johanne Meyer wurde am 2. Dezember 1887 in Rathsdamnitz bei Stolp in Pommern geboren, als 3. Kind des Maria Heinrich August Meyer aus Köln und der Katharina Margarethe Sulzer aus Gauangelloch im Odenwald.

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Wie die Sulzers Gret, eine Metzger- und Wirtstochter aus Baden, und der Sohn einer groβbürgerlichen Kaufmannsfamilie aus dem rheinländisch-westfälischen Raum sich kennenlernten, weiβ ich nicht, die Geschichte dieser Ehe ist in “Sulzers Gret” nachzulesen.
Jedenfalls hat Johanne nicht viel über ihren Vater erzählt, kein Wunder, denn über den “August Maria” wurde in der Familie mehr getuschelt, als gesprochen. Diese Ehe wurde nämlich geschieden, und die Sulzers Gret hätte jeden erschlagen, der vor ihr diesen Ehemann erwähnt hätte.

Der Krieg ist aus ! Groβe Freude und Erleichterung bei den Allierten, wie auch bei den Deutschen. 50 Jahre danach wurde auf vielen feierlichen Veranstaltungen, in vielen erhebenden Reden, die in Funk und Fernsehen übertragen wurden, dieses Tages gedacht.

Als ich Papa am Telefon erzählte, dass ich mir diese Feierlichkeiten am Fernseher teilweise angeschaut hätte, meinte er: “Hm, ja, ich habe da natürlich ein paar andere Erinnerungen. In der Nacht vom 8. auf den 9. bin ich über die Elbe geschwommen, mit dem Fritz zusammen. Damit uns die Russen nicht in die Finger bekamen, verstehst du?

Nachdem in der Geschichte über den 8. Mai 1945 die Amerikaner ziemlich schlecht weg kamen, hier nun etwas viel Netteres über “die Besatzer”.

Mamas Bruder Heinrich, genannt Heini, hatte sich 1939 zu Weihnachten verlobt. Die Erkorene war Lotte, Eis- und Rollschuhläuferin, Schiedsrichterin und Gründungsmitglied des MERC (Mannheimer Eis- und Rollsportclub). Elfriede, meine Mutter, lief dort auch, ihr Vater, der “Papa Lenz”, auch Gründungsmitglied, war als Schiedsrichter und Stoppuhrmann aktiv. So kam diese Verbindung eben zustande.

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